Der verschwundene Journalist
Der verschwundene Journalist: Aus dem sĂ€chsischen MeiĂen kommend, besucht Gerhart Weise, Jahrgang ,die Reichspresseschule in Berlin, arbeitet in verschiedenen Zeitungsredaktionen und steigt bis in Goebbels& #039 Propagandaministerium auf, wo er, obwohl kein Parteigenosse, die wohlwollende Aufmerksamkeit des Ministers findet. Der Film- und VarietĂ©-Spezialist wird zum Kriegsberichterstatter, ohne jemals an der Front gewesen zu sein, er wird zum Erfinder von Falschmeldungen fĂŒr das feindliche Ausland, zum Film-Zensor,schlieĂlich zum Koautor des letzten NS-Propagandafilms " Das Leben geht weiter". Eva ZĂŒchner zeichnet das Bild eines jugendlich von der NS-Bewegung Begeisterten, der allmĂ€hlich zum zynischen Opportunisten wird und in schrecklicher Konsequenzseinen Freund, den Zeichner Erich Ohser, alias e.o. plauen, verrĂ€t und dessen Tod kurz vor Kriegsende mitverschuldet. Im September wird Gerhart Weise von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und verschwindet spurlos. So ist das Ergebnis der Nachforschungen ĂŒber den Vater, den romantischen Liebhaber, den sprachgewandten Journalisten, den ehrgeizigen SchreibtischtĂ€ter, verstörend - ein verklĂ€rtes Vaterbild zerfĂ€llt in paradoxe Fragmente, die nicht zusammenpassen und doch zusammen gehören.Anhand von grĂŒndlichen Archivrecherchen und aus groĂer kritischer Distanz liefert Eva ZĂŒchner nicht nur das eindringliche PortrĂ€t ihres Vaters, eines Journalisten, der zum Handlanger der MĂ€chtigen wurde, sondern auch eine bisher unbekannte Innenansicht der Mediengeschichte im Nationalsozialismus.