Marseille
Marseille: Marseille spielte immer eine besondere Rolle unter Frankreichs großen Städten. Sie verteidigte ihre Eigenständigkeit und wehrte sich gegen Zugriffe des Zentralstaats. Dafür wurde sie auch mehrmals hart bestraft. Das Buch erzählt die bewegte Geschichte von Marseille in den letzten zweihundert Jahren. Es beschreibt die große Bedeutung des Marseiller Hafens als Durchgangsstation für Waren und Reisende, Ein- und Auswanderer, Kolonialbeamte, Truppen- und Fluchtbewegungen. Wellen von Immigranten haben das Bevölkerungsgemisch dieser Stadt hervorgebracht Korsen, Italiener, Griechen, Armenier, Maghrebiner, Pied-noirs und Komorer. Auch Deutsche hatten mit dieser Stadt zu tun - als neugierige Literaten wie Egon Erwin Kisch, Joseph Roth, Siegfried Kracauer, Walter Benjamin, Kurt Tucholsky u.a., als antifaschistische Flüchtlinge oder als Besatzer im Zweiten Weltkrieg. Dass die zentralen Viertel von Marseille noch heute von Immigranten und kleinen Leuten bewohnt sind, passt der aktuellen Stadtpolitik nicht ins Konzept, die die Stadt mit einem urbanistischen Erneuerungsprogramm für ihre industrielle Karriere als Business-Standort zurüsten will. Ob diese 'Normalisierung' gelingt, ist nicht sicher in einer Stadt, in der die Dinge selten liefen wie geplant.