Gerechtigkeit und Demokratie auf dem PrĂŒfstand
Gerechtigkeit und Demokratie auf dem PrĂŒfstand: Niemand soll in einem Jahr weniger verdienen als der bestbezahlte Manager im gleichen Unternehmen in einem Monat. Diesen Grundsatz will die 1:12-Initiative in der Verfassung verankern, um gerechtere Löhne zu schaffen. Weshalb wir eine maximale Lohnspanne und Lohngerechtigkeit einfordern mĂŒssen, arbeiten nun AutorInnen verschiedener Generationen mit akademischem und aktivistischem Hintergrund in einem gemeinsamen Reader der JUSO und des Denknetz heraus. Ausgehend von Analysen zu Lohnungleichheit wird gezeigt, dass die wachsende Kluft zwischen den Arbeitnehmenden und die Explosion der Manager-GehĂ€lter nicht Folge von unverrĂŒckbaren Naturgesetzen sind. Vielmehr erlauben die verĂ€nderten MachtverhĂ€ltnissen in den Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt, dass sich einige wenige Topverdiener-Innen immer stĂ€rker an den FrĂŒchten der gesellschaftlichen Zusammenarbeit bedienen können. Um wieder mehr Lohngleichheit zu erreichen, muss deshalb diesen MachtverhĂ€ltnissen entgegengetreten werden. Dass dies Ziel und Aufgabe der Politik sein soll, macht der Reader mit philosophischen, politischen und ökonomischen BeitrĂ€gen unmissverstĂ€ndlich klar. Denn die gewachsene Ungleichheit ist nicht nur ungerecht, sondern birgt auch ernste Risiken fĂŒr unseren Wohlstand. Deutlich wird schliesslich Position fĂŒr die 1:12-Initiative der JUSO Schweiz bezogen. In rechtlichen und politik-analytischen Stellungnahmen wird aufgezeigt, dass mit ihr ein einfach durchzusetzendes, wirkungsvolles Instrument zur Debatte steht, das zu einer gleicheren und transparenteren Verteilung der Löhne fĂŒhrt. Die vermutlich grösste StĂ€rke der Initiative liegt aber darin, dass sie die Verteilung zu einem öffentlichen Thema machen will. Die Höchstlöhne sollen nicht mehr im Ermessen der Manager oder ihrer VerwaltungsrĂ€te liegen, sondern durch demokratisch legitimierte und fĂŒr alle verbindliche Regeln bestimmt werden. Bereits vor der Abstimmung steht damit fest, dass die Initiative die Frage nach gerechter Verteilung von Macht und Einkommen wieder zum Inhalt der Demokratie macht.