Erica Pedretti
Erica Pedretti: In den Texten Erica Pedrettis verlieren die fĂŒr traditionelle Texte bestimmenden Strukturprinzipien LinearitĂ€t, Chronologie und KausalitĂ€t (der Handlung) an Bedeutung. Die Folge ist eine Irritation mancher LeserInnen, keinesfalls aber eine als chaotisch zu beschreibende Strukturlosigkeit der Texte, wie sie in einigen Kritiken zumindest indirekt angedeutet wird. Vielmehr und dies ist die zentrale These der vorliegenden Arbeit werden die tradierten Text-Organisationsprinzipien durch neue Strukturmuster abgelöst: Kontrapunktische Strukturmuster ermöglichen eine neue Form der KontinuitĂ€t in der DiskontinuitĂ€t der ErzĂ€hlung, die RĂ€umlichkeit einer real-fiktionalen Landschaft gliedert die Narration anhand von Orten und die MaterialitĂ€t der Sprache bringt unter anderem deren musikalisch-klangliche QualitĂ€t zum Tragen. Was auf den ersten Blick an der KohĂ€renz der Texte Pedrettis zweifeln lĂ€sst, erweist sich als eine modischen ReduktionsansĂ€tzen entgegenlaufende Erhöhung der strukturellen KomplexitĂ€t, die letztendlich Elemente moderner Avantgarde-Theorien und postmoderner (Multicodierungs-)AnsĂ€tze zwanglos und auf höchstem Niveau zusammenfĂŒhrt. Die Kontrapunktik tritt an die Stelle von LinearitĂ€t, die RĂ€umlichkeit an die Stelle der chronologischen Abfolge und die MaterialitĂ€t der Sprache an die Stelle der KausalitĂ€t der Handlung.