Charles Darwin - Die Biografie
Charles Darwin - Die Biografie: Die Darwin Biografie von Dr. Guido J. Braem befasst sich minutiös mit praktisch sĂ€mtlichen verfĂŒgbaren Fakten, die in Darwins Leben eine Rolle spielten. Es gibt ein vollstĂ€ndiges Bild der Familie, das auch vor der psychologischen Dimension der Mitglieder und deren SchwĂ€chen und Fehlern nicht zurĂŒck schreckt. Das liest sich, auch aufgrund des trockenen Humors des Autors, leicht und flĂŒssig, und ĂŒberschreitet dabei die ĂŒbliche biografische Dimensionen. Denn Braem zeichnet ein umfassendes, konsistentes Bild auch der Zeit und ihrer Konventionen und ZwĂ€nge. Den enormen Rechercheaufwand des Autors förderte Aspekte der Persönlichkeit Darwins und auch der allgemeinen LebensumstĂ€nde zutage, die man bisher nie zur Kenntnis nehmen konnte. Das ist zum einen interessant und aufschlussreich, zum anderen ermöglicht es vor allem die Beurteilung oder zumindest EinschĂ€tzung verschiedener Motive, die im Allgemeinen unberĂŒcksichtigt blieben. Der farbigen und einfĂŒhlsamen Darstellungsweise der Forschungsreisen etwa fehlt bei aller wissenschaftlichen QualitĂ€t jede Trockenheit, was sonst nur hochwertige Fernsehdokumentationen fertig bringen. Und indem man Darwin und seine Zeitgenossen gleichsam persönlich kennen lernt, treten einige hoch interessante menschliche Aspekte hervor, die dem Leser die EinschĂ€tzung Darwins als Person erleichtern, was typisch ist fĂŒr die ganzheitliche Sichtweise des Autors: Braem zeigt den Menschen Darwin in seine Zeit. So zeigt sich dem Leser ein Jahrhundert, das nicht nur im Hinblick auf Darwins Arbeit enorm ereignisreich war. Zum einen stieg England zur GroĂmacht auf, in Amerika tobte der BĂŒrgerkrieg, in fast allen europĂ€ischen LĂ€ndern gab es soziale Unruhen, und zwischen PreuĂen und Frankreich tobte ein Krieg, zum anderen begann ein gravierender ideologisch-religiöser Umschwung. Und hier zeigt sich die zweite wichtige Dimension des Werks. Indem Darwin nĂ€mlich immer weiter zum Ursprung des Lebens vordrang, entfernte er sich immer weiter vom gesellschaftlichen, also vor allem religiösen Konsens. Die Kirche stellte damals die Instanz dar, die das Bewusstsein der Menschen fest im Griff hatte, und an dieser Weltsicht hatte niemand zu zweifeln: Egal was die Wissenschaft zeigte, das Primat der Schöpfung musste bei Gott verbleiben. Braem zeigt, dass Ămter, Neueinstellung und soziale Anerkennung fĂŒr jeden Schöpfungsleugner in höchster Gefahr waren. Wer Gottes Schöpfungsakt öffentlich auch nur anzweifelte drohte die soziale Isolation. Man macht sich im 21. Jahrhundert nicht leicht klar, wie umfassend die Macht der Kirche als Leitideologie war. Braem zeigt das ebenso seriös wie konkret nachvollziehbar. Diese Biografie ist geprĂ€gt von kompromisslosem wissenschaftlichen Rechercheaufwand, tiefem Sachverstand und einem zugleich erfrischend humorvollen und unvoreingenommen anderen Betrachtungsansatz der Dinge, die Charles Darwins Leben und Arbeit bestimmten.